Fischuntersuchungen in großen Seen

Den Fischstatus zu kennen ist wichtig für das Verständnis des Zusammenspiels der Arten im Ökosystem und für eine kluge Verwaltung und Nutzung der Fischressourcen.

Die Vermessung großer Seen erfordert sehr oft Nutzungsansätze, die auf dem Meer üblich sind. Dies gilt auch für die Fischbestandsbewertung im Freiwasser des Neusiedler Sees. Große Teile des Sees sind seit 1996 Gegenstand der internationalen Zusammenarbeit zwischen Österreich, der Tschechischen Republik und Norwegen. In dieser Zeit entwickelten wir zwei Hauptwege für die Überwachung von Fischen im offenen Wasser.

Beide Methoden müssen in tiefer Nacht angewendet werden, da sie dann die besten Ergebnisse liefern:

  1. Horizontales Echolot mit hochentwickelten Sonarsystemen, die mit einem schmalen Kegel von Ultraschallwellen arbeiten (Abb. 1, 2). Horizontales Echolot im Flachwasser ist einer der Hot Spots der Akustiktechnologie und der Neusiedler see ist bei Anwendung dieses Ansatzes wohl der flachste See der Welt. Weitere Informationen zum horizontalen Echolot sowie zur Fischuntersuchung von großen Binnengewässern finden Sie auf der Internetseite der Fischökologischen Einheit (www.fishecu.cz). Eine sehr flache Umgebung erforderte spezielle Fischdetektions- und -dimensionierungsalgorithmen, die speziell in der von der Universität Oslo entwickelten Software SONAR 5 verwendet wurden (http://folk.uio.no/hbalk/).

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TNeus.trawl.Didson.Final.Clean.pdf

  1. Der zweite vielversprechende Ansatz ist der Einsatz eines elektrischen Grundschleppnetzes. Ein speziell gerahmtes Radschleppnetz wurde zur Überwachung des Sees entwickelt (Abb. 3). Das Fluchtverhalten von Fischen ist nachts relativ eingeschränkt, da die meisten Fische schlafen. Die Verwendung eines starken Elektroschockers hilft, die Individuen zu immobilisieren, die versuchen, aus dem beprobten Gebiet zu entkommen (wenn Fische entkommen, wären die Ergebnisse verzerrt).

Die Effizienz dieses neu konzipierten Systems wurde durch ein spezielles Gerät, welches akustische Kamera genannt wird, getestet. Dieses liefert Nahaufnahmen des Fischverhaltens vor dem Schleppnetz. In der Studie wurden minimale Vermeidungsreaktionen durch die dominierenden Fischarten in der Öffnung des Schleppnetzmauls festgestellt, wenn eine relativ kleine, fixe Rahmentraverse verwendet wurde, um Fische in dem flachen und trüben See in der Nacht zu untersuchen. Die am Neusiedlersee entwickelte Methodik wird mittlerweile in mehreren europäischen Ländern angewendet.

Weitere Details finden Sie in der folgenden Publikation: Jůza T., Rakowitz, G., Draštík, V., Blabolil, P., Herzig, A., Kratochvíl, M., Muška, M., Říha, M., Sajdlová, Z., Kubečka J., 2013. Avoidance reactions of fish in the trawl mouth opening in a shallow and turbid lake at night. Fisheries Research 147: 154-160. http://dx.doi.org/10.1016/j.fishres.2013.05.008

Fig1

Abb. 1: Schema der horizontalen Vermessung mit dem wissenschaftlichen Echolot.

Fig2

Abb. 2: Sensorhalterung an der Vorderseite des Forschungsschiffs Ota Oliva. Dieses Schiff wurde mehrmals für Schallmessungen am Neusiedlersee eingesetzt.

Fig3

Abb. 3: Darstellung der synchronisierten Probenahme mit dem elektrifizierten Radschleppnetz und der DIDSON akustischen Kamera.

TR = Schleppnetz; D = „Dory“, akustische Bark, welche die DIDSON-Akustische-Kamera-Verarbeitungseinheit sowie die akustische Kamera selbst beherbergt; DT = DIDSON-Wandler; DB = DIDSON Ultraschallstrahl; E = elektrifizierte Anode; EB = Elektro-Fischerboot, welches die elektrische Energie liefert; W = Räder; TF = Schleppnetzrahmen; TB = Schleppnetzbeutel; C = Steert, wo sich der Stichprobenfang konzentriert.

Fig4

Abb. 4: Anbringung einer Netztasche auf dem 7 × 2 m großen, beräderten, elektrifizierten Schleppnetz.

Fig5

Abb. 5: Einstellung der Kupferelektrode an den Kettfäden des 7 × 2 m Schleppnetzes.

Fig6

Abb. 6: 7 × 2 m Schleppnetz an Bord des Forschungsschiffs Ota Oliva. Vor dem Gefäß befindet sich der Schallwandlerhalter mit Simrad Ellipsenwandler für die horizontale akustische Vermessung.

Fig7

Abb. 7: Fischdichteaufzeichnungen von 1997 zwischen Illmitz und Mörbisch. Die Fülle an Zielfischarten ist enorm. Die rote Linie zeigt die zu bearbeitende Grenze des Bereichs an, welcher durch den speziellen „Cross Filteralgorithmus“ im flachen Wasser geschätzt wird.